Montag, 8. Oktober 2012

Grüße aus Tansania

Am 4. September 2012 flog Isabell Erens, eine ehemalige Konfirmandin unserer Kirchengemeinde, als MaZlerin ("Missionarin auf Zeit") nach Tansania. Hier ist Ihr erster Erlebnisbericht:

Hallo liebe Leute, hier kommt mein erstes Lebenszeichen aus Tansania!
Ihr dürft erstmal alle kräftig durchatmen! Ich lebe noch und mir geht es richtig gut. Der Flug war zwar alles andere als ein Katzensprung, vor allem zeitlich gesehen, aber Schlaf kann man ja nachholen. Die andere MaZlerin Anna, die auch nach Tansania an die nahe gelegene Stelle Maji-ya-Chai gekommen ist, und ich sind nun am 4.September – nicht ganz so verheult wie erwartet – ins Flugzeug gestiegen, um uns auf die langersehnte Reise nach Tansania zu machen.

 Eigentlich waren  es nur die Stopps an zwei Flughäfen, die unseren Flug insgesamt so lang werden lassen haben. Nach dieser vom Schlaf gesehen eher kurze aber gefühlten ewigen Nacht auf Flughafen und in Flugzeugen waren wir froh und bis zum Bersten gespannt, endlich den tansianischen Boden, also unser Ziel, erreichen zu können.

Schon aus dem Flugzeugfenster boten sich die ersten Eindrücke über das Land, indem wir nun ein Jahr leben werden. Der mit seiner Spitze durch die Wolkendecke hervorstechende Kilimanjaro sollte der erste Vorbote für die nun kurz bevorstehende Ankunft in Tansania sein. Nachdem das Flugzeug nun die Wolkendecke durchbrochen hatte (ich kam mir vor wie ein kleines Kind an Weihnachten) eröffnete sich nun endlich der Blick auf die neuartige Vegetation und gigantische Weite des Landes. Von diesem ersten Eindruck einer nicht abschätzbaren Weite des afrikanischen Kontinents wird ja oft erzählt. Aber für mich war es eben genau diese als typisch beschriebene Wahrnehmung, die ich hatte, während mein Blick über die Landschaft unter mir (ein Mix aus Savanne und Wald-Grasflächen blickte) hinweg bis zum endlos wirkenden Horizont streifte. Ich muss wirklich gestehen, dass ich mich trotz meiner extremen Müdigkeit vor Aufregung und Begeisterung fast nicht mehr auf dem Sitz halten wollte und konnte. Der Anflug des Kilimanjaro-Airports, inklusive dieser Begleiterscheinungen, war schon nicht von schlechten Eltern....

Obwohl ich erst vor ein paar Wochen in Poli angekommen bin, habe ich mich schon relativ gut und schnell eingewöhnt. Die neue Umgebung, die vielen neuen Gesichter, die fremden Background-Geräusche, z.B. das all-abendlich einsetzende Froschgequake und und und.... sind mir schon sehr vertraut geworden. Es war allerdings auch ein Leichtes fr mich hier anzukommen. Die Schwestern, die Mädchen und die anderen Bewohner haben mich mit großer Herzlichkeit und vor allem offenen Armen empfangen. Natürlich ist auch Vieles ungewohnt, z.B. die Essgewohnheiten, oder der Tagesrhythmus. Es ist hier nämlich spätestens um halb 8 stockdunkel und demnach beginnt für mich der Tag auch recht früh um halb 6 Uhr morgens. Aber man kann sich an Vieles gewöhnen und die Mitlebezeit im Kloster in Neuenbeken hat für die schnellere Eingewöhnung bezüglich dieser für viele unschönen Aufstehzeiten bestimmt auch einen wesentlichen Teil beigetragen! Aber natürlich ist nach ein paar Wochen noch nicht alles zur Gewohnheit geworden.... Es gibt hier für mich noch so viel zu entdecken. Am Liebsten würde ich sofort starten, um alles zu erleben. Doch (was ja auch vollkommenen richtig ist) soll ich erst mal „setteln“ wie man es pflegt zu mir zu sagen. Die erste Zeit ist vor allem die Phase, in der es gut ist allmählich Stück für Stück Fu zu fassen. Einige von euch kennen mich ja auch schon besser... und wissen daher, dass ich gerne viel mache und mir somit das reine Relaxen manchmal schwerer fällt. Aber ich gebe mein Bestes, nicht gleich alles übers Knie zu brechen.

Also wie die meisten von euch ja höchstwahrscheinlich schon wissen, bin ich hier in Poli Singisi bei einer Hauswirtschaftsschule für Mädchen untergebracht. Man kann die Schule auch als eine Art Internat beschreiben, da die Mädels über das Schuljahr hinweg auf dem Schulgelände wohnen und leben. Das Schulgelände besteht somit aus mehreren Gebäuden, die von Gärten mit Anbauflächen und alles was man eben zum Lebensunterhalt braucht umgeben sind. Zwei der Gebäude sind  jeweils mit einem Klassenzimmer ausgestattet, die anderen sind Wohnhäuser für die Schülerinnen und die Lehrerinnen. Ebenso wie die Schülerinnen wohnen somit auch die Lehrerinnen auf diesem Anwesen. Als die wichtigsten Fächer in dieser Schule könnte man eigentlich die Fächer Tailoring-Nähen an der Nähmaschine und Cookery-Kochen sehen, da sie durch diese Fächer für die anschließende Jobsuche am Günstigsten ausgebildet werden. Natrülich sind gewisse Mathematik-und Englischkenntnisse auch nie verkehrt. Zusätzlich erhalten sie auch Unterricht in Gardening und Religion.
Nach den 2 Jahren hier an der Schule beginnt dann die Arbeitssuche.  Das bedeutet, dass die Leitung , wenn es irgendwie möglich ist, den Mädels gleich eine Arbeitsstelle vermittelt.

Mein Hauptaufgabe ist der Englischunterricht. Und ich muss sagen, dass mir das Unterrichten sehr viel Spaß macht. Es kann zwar auch sehr anstrengend sein, aber wofür gibt es Spiele und Songs, um für Abwechslung und neue Motivation zu sorgen... Dennoch freue ich mich genauso auf die Freizeit mit den Mädchen wie auf das Unterrichten. Das Fußballspielen hat besonders seinen Reiz! Während die Sonnenstrahlen schön intensiv auf uns herunter prallen (keine Sorge, es gilt für mich nie ohne Sonnencreme und Co.), ist es zwar eher ein chaotisches aber richtig lustiges Spiel. Besonders amüsant wird es, wenn plötzlich eine lautstarke Diskussion wegen einem angeblichen Regelverstoß entbrennt. Es ist alles halb so wild, aber dennoch war ich das erste Mal überrascht, wie aus den sonst sehr braven und lieben Mädchen plötzlich hemmungslose Diskutierer werden. Es war schon sehr amüsant, obwohl ich leider das Meiste noch nicht wirklich verstanden habe.

Die Wochenenden sind eigentlich meine freien Tage. An diesen Tagen bin ich schon einige Male in Maji-ya-Chai bei der Anna gewesen, z.B. an ihrem Geburtstagswochenende. Es ist immer sehr schön, wenn wir uns sehen können. Der gegenseitige Austausch über unsere jeweiligen Erlebnisse der Woche ist für uns beide eine gute Sache. Außerdem können Anna und ich dann gemeinsam die Gegend erkunden und unsicher machen. Dadurch lernt man viele nette Leute kennen. Letzten Samstag hat es uns besonders viel Freude bereitet für eine Weile in einem Cafe zu sitzen, das Treiben um uns herum zu beobachtet, über die vergangene Woche zu quatschen und ein richtige gute Tasse Kaffee mit einem paradiesisch gut schmeckenden Stück Schokotorte zu genießen. Dieses Cafe ist erst mal unsere erste Adresse zum Kaffeetrinken.

Also wie ihr merkt, bei mir ist alles in bester Ordnung. Ich fühle mich schon richtig wohl und freue mich auf alles, was ich hier noch erleben darf. Natürlich denke ich oft an meine Lieben zu Hause und vermisse sie auch. Aber es wäre ja auch schlimm, wenn ich das nicht täte.


Ganz liebe Grüße an alle !!!

Wenn ihr noch Rückfragen habt – immer her damit; ich beantworte sie gerne!

Eure 
Isi