Ein Jahr ist es her, dass die russische Armee
in die Ukraine eingefallen ist und seitdem Land und Menschen mit Tod und
Zerstörung überzieht. Der Krieg hat sich festgefressen. Die Nachrichten gleichen
sich von Tag zu Tag. Die Gefahr einer „Ukraine-Müdigkeit“ steigt. Immer wieder
begegnet die Meinung, das sei ja „nicht unser Krieg“.
Doch für Christinnen und Christen gibt es keine
Zuschauerrolle. Es ist wie beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter: Wer einen
Menschen sieht, der unter die Räuber gefallen ist, der ist zum Handeln gerufen;
der muss die Partei des Überfallenen ergreifen – ganz gleich wie weit sich der
Weg bis zur nächsten Herberge zieht und wie sehr er selbst auf diesem Weg
Gefahr läuft, dass ihn die Räuber als nächstes Opfer ausspähen.
Wobei die Frage nach dem richtigen Handeln auf
der Seite der Angegriffenen in ein moralisches Dilemma führt: Die Ukraine
fordert Waffen. Wer Waffen liefert, weiß, dass damit getötet wird. Dafür trägt
er Verantwortung. Wer hingegen keine Waffen liefert, weiß, dass er damit die
Schutzlosen preisgibt und den Gewalttätern in die Hände spielt. Dafür trägt er
Verantwortung.
Egal, ob und wo wir „rote Linien“ ziehen, wir
können uns nicht schuld- und schadfrei halten. In einem schmutzigen Krieg gibt
es keine sauberen Wege.
Im Friedensgebet am Jahrestag des russischen Überfalls haben wir der moralischen Not Ausdruck gegeben, Bedenken formuliert und Gott um Mut für Entscheidungen gebeten, die nicht von Angst und Eigennutz bestimmt sind. Wir haben die betroffenen Menschen – Opfer wie Täter – ins Gebet genommen und im gemeinsamen Singen und Bekennen die Hoffnung auf Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zum Klingen gebracht. Dabei wurden wir auf wunderbare Weise von dem Duo „Jester´s Garden“ und einer kurzfristig von Manuel Jandl zusammengestellten Projektband mit Familie, Freunden und Konfis begleitet. „Come, bring us peace, oh Lord“ hieß ein zentrales Stück aus der Feder von Bernhard Sommer, der spontan als Gastmusiker dabei war. Es ging unter die Haut – genauso wie die Liedvorträge von Jester´s Garden und das abschließend von allen gemeinsam gesungenen „We shall overcome“. Betroffenheit und Zusammenhalt – beides war spürbar.
Herzlichen Dank an unsere wunderbaren Musiker und ihre tief bewegenden Stücke (namentlich an Noam Jandl und Julius Peters, die die Fahne der Konfis hochgehalten haben). Und herzlichen Dank an alle BesucherInnen, die mit ihrem Kommen nicht nur ein Zeichen gegen Gleichgültigkeit und Gewöhnung gesetzt haben, sondern mit einer Kollekte von exakt 500 Euro zugunsten der Diakonie-Katastrophenhilfe für die Ukraine einen konkreten Beitrag zur Linderung der Not geleistet haben.
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