Sich selber was Gutes zu gönnen, ist wichtig. Sonst laugt man aus. Genauso wichtig aber ist es, dass wir einander Gutes gönnen, auch wenn uns selbst das Gute in dem Moment vergönnt ist. Sonst kippt die Stimmung.
Mir wird das immer wieder bei der Arbeit mit Kindern bewusst, wenn es darum geht, Aufgaben oder Rollen zu verteilen. Regelmäßig hakt es bei der Frage: „Warum darf der das und nicht ich?“. Selbst wenn ein Kind etwas gar nicht möchte, kann es passieren, dass es die ungeliebte Aufgabe einem anderen neidet: „Warum darf die schon wieder den Morgensegen sprechen?“ – „Willst Du es denn?“ – „Nö!“. Das Prinzip ist immer dasselbe: Wehe, es kommt einer zu gut weg. Nicht selten sind die größten Störer am schnellsten dabei, die Fehler anderer in der Erwartung zu verpetzten, dass die gefälligst auch einen auf den Deckel bekommen. Es ist zum Mäuse melken! Dabei könnte das Miteinander so entspannt sein.
Aber mache ich es anders? Als Erwachsener halte ich meine Zunge besser in Zaum, aber die Frage „warum der und nicht ich?“ kenne ich nur zu gut – z.B. mit Blick darauf, wie es sein kann, dass der Gast am Nachbartisch, obwohl er nach mir kam, schon den Salat gebracht bekommt, während ich noch auf mein Getränk warte!“. Oder wenn ich sehe, wie jemand Dank und Würdigung für eine Arbeit erfährt, die ich nach eigenem Ermessen viel besser und länger erfülle, ohne jemals eine besondere Anerkennung erhalten zu haben. Das fühlt sich „ungerecht“ an und macht echt miese Laune.
In dem Gleichnis von den „Arbeitern im Weinberg“ erzählt Jesus davon, wie ein Weinbergbesitzer (= Gott) jedem Arbeiter den gleichen guten Lohn zahlt, egal wie lange er für ihn gearbeitet hat. Und auch da gibt es mächtig Knatsch: Die Arbeiter mit den meisten Stunden auf dem Buckel erhalten zwar den vereinbarten Lohn, wollen aber nicht akzeptieren, dass die anderen genauso viel bekommen. „Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will?“ fährt der Weinbergbesitzer dem Protestführer in die Parade – und setzt noch eine Frage drauf: „Siehst Du so scheel drein, weil ich so großzügig bin?“ Damit endet Gleichnis. Eine Antwort gibt es nicht. Denn die Frage, ist die Frage an uns: Warum missgönnen wir anderen ihr Glück?
Und was sagen unsere Jugendlichen?
Beim ökumenischen Konfitag am 25. Januar 2025 haben sich Konfis, Firmlinge und Ministranten intensiv mit dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg beschäftigt. Einige bereiteten es als Anspiel vor, andere schrieben einen Dialog, in den sie ihre Meinungen zum Verhalten des Weinbergbesitzers einfließen ließen. Die Ergebnisse wurde abends beim ökumenischen Jungendgottesdienst um 18 Uhr in der Evangelischen Kirchen vorgetragen. Für mich als Pfarrer war es dabei spannend zu hören, wie gut die Jugendlichen begriffen hatten, worum es Jesus mit dem Gleichnis ging, aber dennoch viel Verständnis für die Protestierenden formulierten – und damit die Aufmerksamkeit auf einen wichtigen Punkt lenkten: Es reicht eben nicht zu sagen „Gönnt Euch was!“, wenn das Rechtsempfinden gestört ist. Anderen etwas zu gönnen, ist leicht, solange es mir selber gut geht und ich an Wertschätzung keinen Mangel habe. Aber aus dem Gefühl der Benachteiligung heraus ist das nicht möglich, schon gar nicht wenn mir jemand aus einer scheinbar moralisch höheren Position die Gönnerlaune vorschreiben will. Das macht meine Laune noch schlimmer.
Gefühle und Empfindungen sind nun mal wie sie
sind. Mit dem erhobenen Zeigefinger ist da nichts zu wollen. Dann lieber mal so
stehen lassen und überlegen, ob sich Spannungen nicht auf anderen Wegen lösen
oder lockern lassen. Manchmal hilft ja schon eine kleine Geste oder wertschätzende
Aufmerksamkeit – etwa in der Form, wie sie unsere Teamerinnen und Teamer
zusammen mit Konfi-Mutter Nicole Schober am Vormittag vorbereitet hatten:
Getreu dem Motto „gönnt Euch was“ gab´s nach dem Gottesdienst für alle
Besucherinnen und Besucher köstliche Blätterteigtaschen sowie Sekt &
Selters (+ Apfelschorle) im Gemeindehaus. Herzlichen Dank für diesen leckeren
Beitrag.
Und herzlichen Dank auch und vor allem an die „Chor-Werkstatt“ unter der Leitung von Joachim Dallinger, die den Jugendgottesdienst wie schon im letzten Jahr mit schmissigen Liedern begleitet und belebt hat. Vor allem das Motto-Lied: „Weite Räume meinen Füßen“ hat richtig Laune gemacht und eine Ahnung von der befreienden Kraft des Glaubens vermittelt.